Donnerstag, Oktober 30, 2025

Herzlich willkommen!

Wir begrüßen Sie auf der neuen Webseite des gemeinnützigen Vereins „Das Zusammenleben“ e.V. aus Freital.

 

Keine Assimilation, sondern Integration.

In diesem Jahr feiert Verein „Das Zusammenleben“ e.V. ihr 20-jähriges Bestehen – eine Organisation, die in der Stadt Freital in der Nähe von Dresden entstanden ist. Eine der Gründerinnen des Vereins ist Tatjana Jurk – sie kam vor fast 25 Jahren mit ihrer Familie als Spätaussiedlerin nach Deutschland. Nachdem sie alle Stufen der Integration durchlaufen hatte, gründete sie gemeinsam mit Gleichgesinnten die Organisation „Das Zusammenleben“ e.V. (Verein). Heute hilft Verein, russischsprachigen Menschen aus dem gesamten Gebiet der ehemaligen UdSSR sowie aus anderen Ländern der Welt, sich zu integrieren, ein neues Lebenskapitel zu beginnen und sich in Deutschland zu Hause zu fühlen. Über die ersten Jahre in Deutschland, die Hilfe für Landsleute und die wichtigsten Erfolge der Organisation in 20 Jahren erzählte Tatjana Jurk den „Neuen Landsleuten“.

– Tatjana, erzählen Sie, in welcher Familie Sie geboren wurden und wie Sie lebten, bevor Sie in die historische Heimat zurückkehrten?

– Meine Vorfahren stammten aus dem Elsass-Lothringen, das heute zu Frankreich gehört. In Russland lebten sie in den deutschen Kolonien am Schwarzen Meer, auf dem Gebiet des heutigen Ukrainers. Von Anfang des Krieges an galten alle Deutschen auf einmal als Verräter. Meine Großeltern und Eltern wurden nach Kasachstan deportiert, in einer sehr kalten Zeit, und mussten dringend Erdlöcher graben, teilweise mit den Händen. Meine Eltern erzählten, dass die Kasachen, die natürlich auch Kriegsopfer in der Familie hatten, zum Helfen kamen. Sie sind dem kasachischen Volk dafür ihr Leben lang dankbar.

Ich wurde 1961 in einem abgelegenen kasachischen Dorf in der Nähe des Semipalatinsk-Polygons geboren. Ich kommunizierte hauptsächlich mit kasachischen Kindern, daher hatte ich gute Kenntnisse der kasachischen Sprache. Als ich zur Schule ging, wurde die Kommandantur bereits aufgehoben, und wir suchten eine Wohnmöglichkeit näher an der Zivilisation. Uns, den Sowjetdeutschen, war es nicht erlaubt, in unsere Heimat zurückzukehren. Wir wurden zwar teilweise rehabilitiert, aber nicht vollständig.

Meine Familie besteht fast vollständig aus ethnischen Deutschen, daher sprach man in den Familien der Großeltern Deutsch. In unserer eigenen Familie sprachen wir Deutsch, nur leise hinter verschlossenen Türen, um die Kinder vor Diskriminierung zu schützen.

Ich habe mein ganzes Leben in Kasachstan verbracht und bin etwa fünfmal umgezogen. Daher hat mich ein Umzug nicht erschreckt. Aber der Umzug als ethnische Deutsche spielte eine große Rolle in meinem Leben. Denn Meinung, dass „Russlanddeutsche“einfach kommen und alle Privilegien nutzen können – das stimmt nicht. Wir warteten sechs Jahre auf unsere Einladung um die Erlaubnis zur Einreise nach Deutschland. In dieser Zeit änderte sich meine Familiensituation: Mein drittes Kind wurde geboren, welche noch nicht im Antrag eingetragen war, und ich musste es sieben lange Monate in Kasachstan lassen.

– Und was war der Ausgangspunkt für viele Familien, die ebenfalls nach Deutschland ziehen wollten?

– Die Situation in Kasachstan, letzte Zeit, war in zwischenmenschlicher Hinsicht kompliziert. Ich war damals Lehrerin und Abteilungsleiterin am Borowski Landwirtschaftstechnikum, und wir wurden informiert, dass „Amtssprache Kasachisch kommt“ die Unterlagen zunächst zweisprachig, später nur auf Kasachisch sein würden. Aber wie sollte ich arbeiten, wenn ich die Sprache nicht in ausreichendem Umfang beherrschte? Meine Eltern waren bereits im Ruhestand, und die Rente war so minimal, dass mein Vater nebenbei arbeiten musste. Die vollständige Ungewissheit, das Fehlen von Sicherheit für die Zukunft, die Entwertung des Hochschulabschlusses, Arbeitslosigkeit – all das veranlasste uns praktisch, den Entschluss zu fassen, nach Deutschland zu ziehen.

– Welche ersten Eindrücke hatten Sie von Deutschland?

– Als wir zum „Heim“ gebracht wurden, befand es sich in einem so schlechten Zustand, dass wir überhaupt nicht aus dem Bus aussteigen wollten. Es war ein ehemaliges Krankenhaus mit großem Hof und nicht mehr genutzter „Leichenhalle“. Wir lebten neun Personen (Meine Eltern,4-kopfige Familie von meiner Schwester, und ich mit zwei Kinder,16-jährige Sohn und 14-Jahrige Tochter) in einem Zimmer, Integrationskurse … Es war nicht einfach. Ich nahm mich zusammen und setzte mir zwei Ziele: Meine Mutter war sehr krank, und in Deutschland gab es die Chance, sie zu behandeln und wieder aufzurichten, und zweitens – eine Zukunft für die Kinder. Ich habe beides erreicht: Die Kinder sind aufgewachsen, haben Bildung erhalten, haben jetzt eigene Familien. Und meine Mutter ist bis heute am Leben.

– Wie schnell konnten Sie nach der Ankunft Deutsch sprechen und sich integrieren?

– Deutsch hatte ich ein wenig in meiner Kindheit und in der Hochschule gelernt sowie vor der Ausreise, in Kursen. Außerdem motivierte mich die Situation mit meinem jüngsten 1,6-monatige Kind, die Sprache schneller zu lernen, um es so bald wie möglich mein Sohn nachzuholen. Ich lernte die Sprache in jeder freien Minute. Nachdem ich mein Kind geholt hatte, fand ich eine Wohnung in der Nähe des Heims. Wir gingen fast täglich dorthin, Menschen baten mich um Hilfe: Briefe lesen, Termine begleiten, zum Arzt. Das war eine gute Praxis. Später wurde ich offiziell als Übersetzerin und Bearbeiterin von Dokumenten im Heim eingestellt. Nach drei Jahren begann ich ein Studium „Interkulturelle Berater“ an der Technischen Universität Dresden.

– Wann haben Sie das Gefühl gehabt, dass Deutschland Ihr Zuhause ist?

Wir warteten sechs Jahre und wussten, dass wir nach Hause gehen, wir zweifelten nicht daran, dass Deutschland unsere Heimat werden würde. Ich und meine Kinder waren darauf eingestellt.

Als wir 2006 erstmals Blumen am Mahnmal für die sowjetischen Soldaten gemeinsam mit der Stadtverwaltung, einschließlich des Oberbürgermeisters, niederlegten, stand ich am Denkmal für die gefallenen Soldaten und sagte, dass ich mich als Bewohner dieser Stadt fühle, stolz hier stehe und eine Rede halte. Ich habe mich mit der Stadt Freital identifiziert, ich wurde ihr Bewohner, denn sie hat mich aufgenommen. Und ja, das ist meine Heimat. Ich denke, fünf Jahre später fühlte ich mich bereits zu Hause.

– Wenn Sie auf die Jahre zurückblicken, die Sie in Deutschland gelebt haben, worauf sind Sie besonders stolz?

– Es war auf jeden Fall richtig, dass ich meine Ausbildung weitergeführt habe. Ich habe hier zweimal studiert. Zuerst an der Technischen Universität Dresden, wo ich eine zusätzliche höhere Ausbildung als Beraterin für Migrationsfragen absolvierte. Danach habe ich ein zweites Hochschulstudium als Sozialpädagogin abgeschlossen. Das zweite Mal habe ich mit dem Studium begonnen, als ich bereits eine Enkelin bzw. einen Enkel hatte und über 50 Jahre alt war.

Das heißt, ich habe jetzt drei Hochschulabschlüsse: einen aus Kasachstan und zwei aus Deutschland. Ich habe in Deutschland mein eigenes „Familiennest“ aufgebaut, in dem meine Kinder und Enkeln leben. Natürlich habe ich spät damit begonnen – ich bin nach Deutschland gekommen, als ich 40 Jahre alt war. Aber wenn jemand denkt, dass es mit 40 Jahren zu spät ist, etwas neu zu beginnen, dann widerspreche ich immer. In Deutschland ist das, ein wunderbares Alter für Studium, persönliche Entwicklung und einen neuen Anfang. Und mein Beispiel bestätigt genau das.

– Erzählen Sie, wie Ihre Organisation „Das Zusammenleben“ e.V. entstanden ist.

– Zuerst versammelte sich eine Gruppe engagierter Menschen, die Sprachkurse abgeschlossen hatten und nicht zu Hause sitzen wollten. Abends besuchten wir zusätzliche ehrenamtliche „Sprachstunden“, bei denen wir jedes Mal mit der Lehrkraft diskutierten: Wir waren aus unterschiedlichen Hintergründen gekommen, jeder hatte Erfahrungen, Arbeitserfahrungen und Bildung – was sollten wir als Nächstes tun?

Manche wollten ihr eigenes Reisebüro eröffnen, andere ein Pelmeni-Restaurant, und wieder andere ein Atelier. Es gab viele Ideen, aber uns fehlten die Kenntnisse. Eines Tages lud ich einen Steuerberater ein, um zu erfahren, wie man ein eigenes Unternehmen gründen könnte. Er riet uns zunächst, eine gemeinnützige Organisation zu gründen, die Gesetze kennenzulernen, die Sprache weiter zu lernen, eine bestimmte Basis aufzubauen und erst danach eigenständige Organisationen zu starten.

Der erste Schritt war: nicht zu Hause sitzen, sondern etwas lernen und Neues entdecken. So entstand unsere „Gemeinschaft“: Aus den Teilnehmern der Abendkurse bildete sich eine Gruppe von 12 Personen. Wir schrieben eine Satzung und ließen uns 2005 registrieren.

– Welche Ziele verfolgte die Organisation in der Anfangsphase?

– Die Integration unserer Kinder. Die meisten Russlanddeutschen jener Zeit kamen auf der Suche nach einer besseren Zukunft für ihre Kinder nach Deutschland. Und diese Zukunft haben wir von Anfang an definiert: nicht Assimilation, sondern Integration. Wir wollten unsere Traditionen bewahren, auf denen wir aufgewachsen sind und die wir hierher mitgebracht haben, sie an unsere Kinder weitergeben und die russische Sprache für die familiäre Kommunikation erhalten.

Für die Kinder organisierten wir zusätzlichen Deutschunterricht, russische Sprachkreise, Tanzgruppen, und für die Jugendlichen, damit sie nicht auf der Straße herumhängen – Sportangebote.

– Unterscheidet sich die Organisation „Das Zusammenleben“, wie sie heute existiert, stark von der vor 15–20 Jahren?

– Sehr stark. Die Angebote unseres „Zusammenlebens“ basieren immer auf dem Bedarf. Wenn vor 20 Jahren die größte Nachfrage die Integration der Kinder war, unsere Jugendlichen zu beschäftigen und sie vor „allem Schlechten“ zu bewahren, dann haben wir 2015 verstanden, dass Hilfe nicht nur für uns selbst nötig ist, und unsere Tätigkeit richtete sich darauf, anderen- „Neu Zugewanderten“ zu helfen.

Darüber hinaus widmeten wir besondere Aufmerksamkeit älteren Menschen. Die meisten von uns kamen, wie man sagt, „in Zügen“ mit unseren Eltern, Großmüttern und Großvätern, die in diesen 20 Jahren ein hohes Alter erreicht haben. Wenn sie am Anfang keine Hilfe benötigten, hat sich die Situation inzwischen geändert.

– Welche Hilfe leisten Sie Migranten, die nach Deutschland nicht aus den Gebieten der ehemaligen UdSSR gekommen sind?

Wir leisten Hilfe unabhängig von Nationalität und Herkunftsland. Im Jahr 2015, als viele arabische Flüchtlinge nach Deutschland kamen, öffneten wir als eine der ersten unsere Türen für sie. Es wurden ehrenamtliche Sprachkurse und Sportveranstaltungen organisiert. Dasselbe galt für die Vietnamesen, die schon seit über 30 Jahren in Freital lebten, aber niemand ihnen half. Gemeinsam mit der VHS (Volkshochschule) organisierten wir Kurse für Vietnamesen. Wir sind für alle offen.

Wir, die Menschen, die Umsiedlung und Integration erlebt haben, kennen all diese Phasen und Instrumente. Nach Statistik sind die Russlanddeutschen die am besten integrierte Gruppe in Deutschland. Unsere Erfahrung ist für alle nützlich.

– Welche prägnantesten Momente können Sie für die gesamte Zeit der Existenz von „Das Zusammenleben“ e. V. hervorheben?

Wir wurden viele Male nominiert und ausgezeichnet. Mehrere Jahre hintereinander waren wir „Verein des Jahres“. Später, als 2015 viele andere Migranten nach Deutschland kamen und unsere Stadt fast als extremistisch gebrandmarkt wurde, erhielten wir dank unserer Aktivität die Nominierung „Botschafter für Demokratie“ – wir wurden als „Botschafter der Demokratie“ anerkannt. Zwei Jahre hintereinander wurden wir für diesen Preis nominiert. Das unterstreicht die Bedeutung unserer Arbeit und unserer Ziele.

– Wie hat die Stadt Freital und ihre Einwohner Ihre Organisation aufgenommen?

– Das war unterschiedlich. Am Anfang wollte man nicht, dass wir uns organisieren. Uns wurde angeboten, uns in andere Vereine einzugliedern. Ein Jahr zuvor wurde in einem Stadtteil, in dem es sehr viele Spätaussiedler gab, speziell der Verein „Leben in Zauckerode“ e.V. gegründet, dem Migranten beitreten sollten. Ich absolvierte dort ein Praktikum und verstand, dass wir uns mit unserer Mentalität momentan nicht in einen deutschen Verein eingliedern können. Dafür braucht man Zeit. Aber niemand in Deutschland kann verbieten, einen Verein zu gründen. Deshalb begannen wir, Projekte zu schreiben und aktiv zu werden. Viele von uns wollten nicht nur Gäste, sondern auch gestaltende Mitwirkende sein. Als die Stadt unsere aktiven Tätigkeiten sah, erkannte sie, dass wir Integration fördern und uns in die Gesellschaft einbringen.

Seit 2005 organisieren wir das Fest „Integrationstag“, das später zu „Hallo, Nachbarn!“ wurde. Dieses Fest ist eine Tradition in Stadt Freital geworden.

Viele Spätaussiedler haben eine gute Ausbildung erhalten, und es ist wichtig, dieses Potenzial zu nutzen. „Migranten sind keine Last für Deutschland, sondern ein Potenzial, eine Bereicherung“.

– Wie hat der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine die Arbeit Ihrer Organisation beeinflusst?

– Als der Konflikt begann, saß ich bereits am nächsten Morgen in der Verwaltung des Oberbürgermeisters: Hilfe wurde nicht nur für die ankommenden Menschen benötigt, sondern auch für die Stadtverwaltung. Deshalb luden sie mich ein.

Die Menschen wurden mit Bussen und Autos gebracht, wir sammelten Spenden. Die Stadt stellte Räumlichkeiten zur Verfügung; wir hatten ganze Lagerhallen, in denen Möbel, warme Kleidung und Decken gelagert wurden. Apotheken spendeten uns Zahnpasta, Zahnbürsten und Medikamente. Alle stürzten sich darauf, zu helfen. Für eine gewisse Zeit hatten die einheimischen Deutschen Bedenken, dass es zu Konflikten zwischen Russlanddeutschen und ukrainischen Geflüchteten kommen könnte. Aber Aggression habe ich praktisch nicht gespürt. Die Ankommenden suchten keinen Konflikt, und wir bemühten uns, zu helfen.

Seit 2022 richten sich unsere Angebote auf die Integration der neu Ankommenden. Es wurden neue Tätigkeitsbereiche in der Organisation eröffnet und neue Projekte gestartet: Hilfe bei Übersetzungen, beim Ausfüllen von Dokumenten, bei der Wohnungssuche und vieles mehr.

Seit Mai 2022 wurde ich zur „Kommunale Integrationskoordinatorin“ der Stadt Freital ernannt. Menschen kamen zu Beratungen zu verschiedenen Themen, und diese Arbeit führen wir bis heute fort.

– Was sind Ihrer Meinung nach die wichtigsten Errungenschaften von „Das Zusammenleben“ und welche Pläne gibt es?

– Vor einiger Zeit haben wir festgestellt, dass in letzter Zeit wenig zum Thema Geschichte der Russlanddeutschen angesprochen wurde. Als wir damals ankamen, haben wir sehr viel darüber gesprochen, ich habe Vorträge gehalten.

Einmal gab es einen Konflikt zwischen einem Spätaussiedler und seinem deutschen Nachbarn, ich half beim Übersetzen. Als ich das Haus verließ, spuckte jemand von oben nach unten und rief: „Ihr nervt hier schon, die Russen sind hergekommen!“ Ich antwortete, dass ich Deutsche sei, aber man glaubte mir nicht.

Da wurde mir klar, dass die Einheimischen erfahren müssen, dass wir tatsächlich Deutsche sind, nur in anderen Ländern geboren wurden. Ich erklärte den Menschen, wer die Russlanddeutschen sind, warum unsere Vorfahren dorthin gingen und warum wir zurückgekehrt sind.

Heute ist dies eines der Prioritätsbereiche — die Popularisierung der Kultur und Geschichte der Russlanddeutschen. In den Jahren 2023–2024 haben wir eine ganze Reihe von Veranstaltungen durchgeführt und mehrere Projekte zu diesem Thema umgesetzt. Derzeit erforschen wir aktiv die Geschichte der Entstehung des Gedenkraums zu Ehren der Vorfahren von Katharina der Großen, deren Vorfahren hier in Freital begraben sind.

Das Jahr 2025 ist besonders für uns. Es ist unser 20-jähriges Jubiläum mit viel Projekten/-Aktivitäten, aber ein hat für uns besondere Bedeutung:

Zum 155. Geburtstag des großen Komponisten und Trompeters Oskar Böhme haben wir gemeinsam mit der Stadt Freital eine Gedenktafel enthüllt – ein bedeutender Moment für unsere Stadt und für uns als Russlanddeutscher Verein. Oskar Böhme, gebürtiger Freitaler, schuf während seiner Zeit in Sankt Petersburg Werke, die bis heute weltweit gespielt werden und zum internationalen Standardrepertoire zählen.

Für uns als Verein hat diese Ehrung eine besondere emotionale Tiefe. Viele unserer Mitglieder teilen eine ähnliche biografische Verbindung zwischen Deutschland und Russland, und Oskar Böhmes Lebensweg spiegelt diese kulturelle Brücke wider. Als „Freitalerin“ ist es mir persönlich ein großes Anliegen, mit dieser Tafel nicht nur an einen herausragenden Künstler zu erinnern, sondern auch ein Zeichen zu setzen: Wir wollen aktiv zur kulturellen Vielfalt und zum historischen Bewusstsein unserer Stadt beitragen.

Diese gemeinsame Initiative zeigt, wie wichtig es ist, als engagierter Partner der Stadt aufzutreten – mit dem Ziel, Geschichte sichtbar zu machen und das kulturelle Erbe Freitals zu pflegen. Die Gedenktafel ist nicht nur ein Denkmal, sondern auch ein Ausdruck unserer Verbundenheit mit der Stadt und unserer Verantwortung, sie mitzugestalten.

Das Projekt wurde gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien über das Referat für Russlanddeutsche Kulturgeschichte, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Stadt Freital sowie unseren Verein.  Diese Unterstützung hat es uns ermöglicht, ein Stück Erinnerungskultur sichtbar zu machen und zugleich die Leistungen Russlanddeutscher Persönlichkeiten in den Mittelpunkt zu rücken.

Im Jahr 2021 erschien die erste Ausgabe von „Russische Spuren in Freital“ über Fakten der gemeinsamen Geschichte. Derzeit wird die zweite Ausgabe vorbereitet.

– Was ist für Sie das Wichtigste an Ihrer Arbeit?

– Ich gehe nicht in die Kirche, aber ich glaube an Gott, an das Universum. Darin ist die Liebe zum Nächsten und die Hilfe für andere verankert. Mein Leben ist immer auf diese Hilfe ausgerichtet, und ich bekomme daraus Zufriedenheit und Energie. Ich betrachte es als meine Mission, anderen zu helfen und das Wissen sowie die Erfahrungen weiterzugeben, die ich gesammelt habe.

Zum Jubiläumsjahr – was wünschen Sie sich für sich selbst und Ihre Kollegen?

Ich bin kein ewiger Mensch, bald könnte ich in Rente gehen. Ich wünsche mir, dass sich die Organisation weiterhin entwickelt. Dafür brauchen wir neue Kräfte, junge Menschen. Und natürlich wünschen wir uns allen neue Ideen!